VON DER REBLAUSPLAGE VERSCHONTE ALTE REBSORTEN

Die Kanarischen Inseln blieben von der Reblausplage verschont, von der Europa im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts heimgesucht wurde. Altbekannte Rebsorten konnten hier somit bis heute erhalten werden. Nach den Vulkanausbrüchen im 18. Jahrhundert machte sich Lanzarote die Rebsorten anderer Inseln des Archipels zu eigen, wo sie Anfang des 16. Jahrhunderts aus Andalusien eingeführt worden waren. Auf Lanzarote haben die meisten der Rebsorten überdauert, die 1877 von dem Ingenieur Barrioso in seinem Bericht beschriebenen wurden, den er für den Nationalen Weinbaukongress 1878 angefertigt hatte. Einige Sorten wie z. B. Malvasía Volcánica und Listán Negro gibt es nur auf den Kanarischen Inseln, andere wie Vijariego sind heute endemische Sorten, denn in ihrem Ursprungsgebiet Andalusien sind sie praktisch vollständig verloren gegangen.

Da eine Reblausplage nicht zu befürchten war, konnten die Rebstöcke ohne Unterlage gepflanzt werden, so, wie man es von jeher getan hatte.

Rebsorten von besonderer Bedeutung:

 

Listán Negro:

Endemische Sorte auf den Kanarischen Inseln (nicht zu verwechseln mit Listán Prieto anderer Weinbaugebiete). Listán Negro geht zurück auf die Mutation oder Aktivierung von Allelen des Gens der Sorte Listán Blanco, was dieser Sorte ihre Farbe verleiht. Auf Teneriffa entwickelte sich Listán Negro im Laufe des 19. Jahrhunderts zur am weitesten verbreiteten Sorte und verdrängte die bis dato üblichen hellen Rebsorten.
Unsere Rot- und Roséweine sowie der süße Rotwein George Glas werden aus den Trauben der Listán Negro hergestellt.

Malvasía Volcánica:

Die auf Lanzarote am weitesten verbreitete Sorte. Auf den anderen Inseln des Archipels, wo sie fast verloren gegangen war, wird sie jedoch seit Ende des 20. Jahrhunderts wieder häufiger angebaut. Außerhalb der Kanaren wird sie nicht angebaut oder zumindest ist darüber nichts bekannt. Unseren Recherchen zufolge diente diese Sorte der Herstellung der alten kanarischen Weine Canari Wine, die von Mitte des 16. Jahrhunderts bis Ende des 17. Jahrhunderts in Europa eine Spitzenstellung einnahmen. Im 18. Jahrhundert verschwand diese Sorte mehr und mehr, weil sie durch andere helle Traubensorten wie Listán Blanco, die ertragreicher waren, ersetzt wurde.

Auf Lanzarote, wo erst die Vulkanausbrüche des 18. Jahrhunderts den Weinanbau möglich machten, importierte man alle auf den restlichen Kanaren verbreiteten Sorten. Ab dem 19. Jahrhundert verdrängte die Malvasía Volcánica die Sorte Listán Blanco immer mehr und wurde schließlich zur am häufigsten kultivierten Rebsorte. Wir verwenden sie für unsere sortenreinen trockenen, lieblichen und süßen Malvasía-Weine.

Vijariego

Aus dem Werk von Simón de Roxas Clemente aus dem Jahre 1807 geht hervor, dass diese Rebsorte in Andalusien weit verbreitet war. Ab dem 15. Jahrhundert importierte man sie neben anderen Sorten auf die Kanarischen Inseln. In Spanien wurde sie von der Reblausplage praktisch gänzlich vernichtet und findet sich nur noch in Aufzeichnungen über die Gebirgsregion der Alpujarras in der Provinz Granada. Diese Sorte nahm zwar eine bedeutende Stellung auf allen Inseln der Kanaren ein, über 60 % der Produktion stammen heutzutage jedoch aus Weinanbaugebieten Lanzarotes. Dank der harten Beerenschale wird die Traube nicht nur von Kaninchen verschmäht, sondern ist gleichzeitig resistenter gegen Krankheiten. Aus diesen Trauben keltern wir unseren sortenreinen Wein Vijariego.

Moscatel:

Die Muskateller sind in Weinanbaugebieten weit verbreitet und unter anderem auch als Muscat Romain, Muscat d’Alexandrie oder Moscatel de Grano Gordo weltweit bekannt. Für ein optimales Wachstum benötigt diese Sorte viel Wasser, weshalb der Anbau in den „Chabocos“ genannten Mulden im Lavaboden und deren Randbereichen ideal ist. Auf dem Weingut El Grifo gibt es beide Anbaumethoden. Einige unserer Muskateller-Rebstöcke stammen aus dem 19. Jahrhundert.

Listán Blanco

Die im 18. Jahrhundert am häufigsten kultivierte Rebsorte. Ihr Most diente zur Herstellung von Schnaps. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde sie zu einem großen Teil durch die Malvasía Volcánica ersetzt. Auf den anderen Inseln des kanarischen Archipels ist sie bis heute die am häufigsten kultivierte helle Traubensorte.

Wir verwenden sie zusammen mit einem bestimmten Anteil Muskateller-Trauben für die Herstellung unseres Afrutado.